Massivhaus mit Keller bauen – ja oder nein?
Wer sich für einen Neubau interessiert, steht früher oder später vor der Entscheidung, ob das zukünftige Eigenheim mit Keller gebaut werden soll oder ob im Haus mit Bodenplatte oberirdisch ausreichend Platz geschaffen werden kann. Dabei gibt es verschiedene Vor- und Nachteile zu beachten, wenn es um die Frage geht: Keller bauen – ja oder nein? Denn die Entscheidung ist später nicht mehr rückgängig zu machen, weshalb eine fundierte und individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema vor der Hausbauplanung zu empfehlen ist. Dieser Artikel hilft Ihnen weiter.
Wie viel kostet ein Keller?
Das Institut für Bauforschung stellte einen Kostenvergleich zwischen Keller und Bodenplatte für das Jahr 2018 auf.
Als Beispielhaus wurde ein frei stehendes Einfamilienhaus mit 155 qm Wohnfläche herangezogen. Das Ergebnis: Die Baukosten für einen durchschnittlichen Keller mit ca. 98 qm Nutzfläche (davon rund 18 qm für die Haustechnik) beträgt etwa 65.000 €, die Baukosten für die Bodenplatte inkl. Kosten für einen Kellerersatzraum ca. 41.000 €. Damit ist der Keller 24.000 € teurer, schafft aber 80 qm mehr Nutzfläche.
Dabei hängen die exakten Kellerkosten immer auch noch von der Beschaffenheit des Grundstücks ab, wie Bodenqualität oder Grundwasserspiegel.
Wie viel Nutz- und Wohnfläche brauche ich?
Spricht das eigene Budget nicht grundsätzlich gegen einen Keller, sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie die zusätzliche Fläche überhaupt brauchen und es sich entsprechend lohnt, Geld dafür auszugeben. Fragen Sie sich am besten, wie viel Räume und Nutzfläche Sie in Ihrem Massivhaus benötigen, etwa für ein Arbeitszimmer oder mehrere Kinderzimmer. Denken Sie auch immer an die Zukunft: Sind (weitere) Kinder geplant? Wird später vielleicht ein Home Office benötigt? Sollen die alten Eltern im Fall der Fälle mit einziehen können?
Wenn Sie die gewünschten Räume für Ihr Massivhaus ermittelt haben, sollten Sie sich überlegen, wo diese Zimmer am besten platziert werden sollten. Ein späteres Kinderzimmer ist im Keller ebenso wenig gut aufgehoben wie das Badezimmer. Hingegen kann ein Gästezimmer, ein Fitnessraum, ein Arbeitszimmer oder ein Hobbyraum sehr gut im Keller untergebracht werden. Als zusätzlicher Lagerraum für Weihnachtsdeko oder Campingausrüstung ist ein Keller immer gut zu gebrauchen.
Wichtig zu bedenken ist, dass Treppen im Alter ein immer schwerer zu überwindendes Hindernis darstellen. Für einen Bungalow, der mit Blick aufs Seniorenalter gebaut wird, sollte ein Keller deshalb höchstens als zusätzlicher Stauraum eingeplant werden, nicht als Wohnraum.
Ein Keller sorgt in erster Linie für mehr Raum, der auch überirdisch zum Beispiel als Garage, Gartenhaus, Schuppen oder Anbau geschaffen werden kann. Behalten Sie diese Alternative bei Ihrer Entscheidung für oder gegen einen Kellerbau also immer mit im Blick.
Welche Voraussetzungen bietet das Grundstück?
Als Nächstes betrachten Sie die Beschaffenheit Ihres Grundstücks, sofern Sie bereits eins im Auge oder gar gekauft haben.
Ist das Bauland nur klein, weil die Grundstückskosten wie in Berlin oder Brandenburg sehr hoch sind oder sie aufgrund der Lage zugeschlagen haben, oder das Baufenster aufgrund örtlicher Begebenheit oder örtlicher Vorschriften auf dem Grundstück beschränkt, muss manchmal vertikal gebaut werden, um ausreichend Raum für die eigenen Bedürfnisse zu schaffen.
Dabei gibt es zum einen die Möglichkeit, einen Keller zu bauen, und zum anderen, weitere Stockwerke zu planen. Lässt der Bebauungsplan eine höhere Stockwerkzahl nicht zu, bleibt nur der Kellerbau, der in der Regel selten durch den Bebauungsplan eingeschränkt wird.
Neben der Größe spielt auch die Beschaffenheit des Grundstücks eine Rolle. Ist der Grundwasserspiegel zu hoch, muss der Keller als wasserdichte weiße Wanne realisiert werden, was die Kosten für den Kellerbau erhöht. In Überschwemmungsgebiet sind Keller nur eingeschränkt zu empfehlen.
Ein Bodengutachten kann Aufschluss über die Bodenverhältnissen geben, von denen der Preis für den Kellerbau bzw. die Bodenplatte abhängt. Manchmal sind zum Beispiel die oberflächennahen Bodenschichten nicht tragfähig genug, dann muss auch für eine Bodenplatte der Boden ausgetauscht werden, sodass der Preisunterschied zwischen Keller und Bodenplatte noch mal sinkt. Auch bei Hanglage sollten die Kosten für eine Bodenplatte nicht unterschätzt werden. Hier kann eine Teilunterkellerung gegebenenfalls eine bessere Lösung darstellen, wenn Sie das Preis-Leistungs-Verhältnis betrachten.
Wie viel Budget habe ich?
Ist das Budget begrenzt, muss die Entscheidung für oder gegen einen Keller auch aus dieser Sicht betrachtet werden.
Kellerräume sind immer noch günstiger bei den Baukosten als weitere oberirdische Zimmer oder Stockwerke. Wird die benötigte Wohnfläche zu teuer, wenn oberirdisch in die Breite oder Höhe gebaut wird, ist ein Keller eine gute Möglichkeit zum Geldsparen. Fehlt nur etwas Stauraum, kann auch eine Garage oder ein Gartenhaus eine Alternative sein.
Was die Finanzen betrifft, darf zu guter Letzt aber auch das Argument nicht fehlen, dass sich ein Massivhaus mit Keller später besser wieder verkaufen lässt.
Vor- und Nachteile, wenn Sie ein Massivhaus mit Keller bauen
Nachfolgend werden die verschiedenen Argumente für oder gegen einen Kellerbau noch einmal als Überblick dargestellt:
Nachteile eines Kellers
- Höhere Baukosten als für Bodenplatte
- Längere Bauzeit durch Bodenaushub usw.
- Bodengutachten notwendig
- Kein barrierefreier Zugang
- Schlechtere Luft- und Lichtverhältnisse in Kellerräumen
- Risiko von Feuchtigkeit und Schimmel
- Sehr teuer bei hohem Grundwasserspiegel
- Nicht empfehlenswert in Überschwemmungsgebieten
Vorteile eines Kellers
- Mehr Nutz- oder Wohnfläche bei kleineren Grundstücken
- Günstiger als eine weitere oberirdische Etage
- Mehr Lagerraum und Platz für Haustechnik
- Höherer Marktwert des Hauses
- Bei Hanglage Teilkeller oft sinnvoller als Bodenplatte
- Kein Umzug nötig, wenn mehr Wohnraum gebraucht wird
Fazit: Individuelle Entscheidung mit Konsequenzen
Die Frage nach einem Massivhausbau mit oder ohne Keller ist nicht schnell zu beantworten. Denn bei der Entscheidungsfindung spielen die eigenen Finanzen, der persönliche Platzbedarf und die Beschaffenheit des Grundstücks eine wichtige Rolle.
Allgemein gilt: Wo Baugrundstücke teuer sind, wie etwa in Berlin oder anderen Ballungsräumen, ist es wirtschaftlich meistens sinnvoll, ein Massivhaus mit Keller zu bauen. Trotzdem sollte es immer eine individuelle Entscheidung bleiben, ob Sie Ihr Massivhaus mit Keller bauen oder lieber ohne.